5. Juli 2021 , Dr. Christine Leithäuser
Dreißig Grad im Schatten, schwüle Hitze und eine leere Straße – von außen ahnt man nicht, dass derzeit in der Zentralbibliothek eine „normale“ Kunstausstellung stattfindet. Lange ging wegen Corona gar nichts. Und auch die Gruppe „KiC- Künstler in Cronenberg“ war fast überrascht, als es hieß, sie könnten den schon im Vorjahr geplanten Ausstellungstermin tatsächlich nutzen. Seit dem 23. Juni hängen nun ihre Bilder und Objekte im großzügigen historischen Treppenhaus der Bibliothek. Noch ist es zu ruhig im Haus, noch muss man sich in eine Liste eintragen, noch fühlt man sich irritiert. Geht das jetzt? Sich einfach Zeit nehmen für Kunst?
Ellen Neugebauer führt mich durch die Ausstellung und berichtet über die Anfänge der Künstlergruppe. Im Jahr 2018 gegründet, treffen sich die etwa dreißig Mitglieder zum regelmäßigen Austausch und organisieren gemeinsame Ausstellungen. In Cronenberg sind sie gut bekannt, ihre Werke hängen auch in Läden und Büros, sie werden zum Teil während der „Kunstsamstage“ versteigert und für einen guten Zweck gespendet. Einfach mal machen, das könnte auch der Wahlspruch dieser Künstlerinnen und Künstler sein, die Gutes für ihren Stadtteil erreichen wollen.
Kunst ist für sie ein Teil des Lebens, weniger Lebensunterhalt. Der Spaß am Malen, am Gestalten, das Ausprobieren verschiedener Techniken, die Suche nach attraktiven Motiven, die Freude, wenn ein Werk verkauft wird – das ist vielleicht ohnehin unbezahlbar. Jede und jeder hat seine eigene Geschichte, bei Ellen Neugebauer fing diese mit Porträts an. Schon als Jugendliche malte sie, studierte später Kunst, Psychologie und Germanistik. Aber das Berufsleben sah anders aus, sie wurde Kauffrau, zog ihre Kinder groß. Heute ist sie frei für ihre Leidenschaft und damit zunehmend erfolgreich. Ihre Bilder sind auch in der „art gallery“ an der Friedrichstraße zu finden und im Rathaus Barmen hängt eins ihrer Pina-Bausch-Porträts.
Die aktuelle Ausstellung in der Zentralbibliothek bietet eine große Vielfalt an Stilen und Motiven, sie kunsttheoretisch klassifizieren zu wollen, führt nicht weit. Vielmehr sollte man mit jeder einzelnen Treppenstufe den veränderten Blickwinkel auf ein neues Werk nutzen und dieses für sich stehen lassen. Es stellen aus: Irene Andersen (Malerei), Hanna Gietenbruch (Malerei), Jane Hammerouch (Tuffisteine), Isa Heinemann (Malerei), Tanja Heinze (Autorin), Gudrun Hellwig (Malerei), Karlheinz Kamiz (Fotografie), Marina Kilikh (Malerei), Jürgen Kolar (Malerei), Helga Moskat (Malerei), Ellen Neugebauer (Malerei), Jutta Ottersbach (Malerei, mixed media), Eva Pajak (Malerei), Dagmar Pletsch (Fotografie), Marion Prabucki (Malerei), Brigitta Puley (Malerei), Matthias Will (Masken), Fritz Zander (Fotografie).
Nehmen Sie sich Zeit: Die Ausstellung ist bis zum 31. Juli geöffnet, montags, dienstags, donnerstags und freitags jeweils von 10.00 bis 19.00 Uhr. Samstags von 10.00 bis 13.00 Uhr. Im Gegensatz zum nahen Laurentiusplatz taucht man ein in die Kühle und Stille des Hauses. Corona ist fern.